Fliegen, fahren, spielen

Ein Gastbeitrag von Design- und Technikjournalist Armin Scharf

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RECARO ist stark – als Brand, als Unternehmen und als Technologietreiber. Hinter der Marke stehen mehrere Geschäftsfelder, die eine gemeinsame Holding verbindet. Produktdesign, funktional, innovativ und emotional zugleich, spielt dabei eine zentrale Rolle.

RECARO ist eigentlich der Inbegriff des Sitzens. Im Auto, im Flugzeug, beim Gaming – überall dort ist die Marke RECARO präsent. Die Reputation der Marke? Durchweg positiv. Als die Generation der Babyboomer vor Jahrzehnten ihre lärmenden, brummenden Kleinwagen tiefer legte, durften schnittige Schalensitze nicht fehlen, natürlich solche von RECARO, die damals schon als die besten und coolsten galten.

Gut sitzen heißt ergonomisch sitzen

Das gilt unverändert auch heute noch für Rallye-Sitze, für Kindersitze genauso wie für Stadionsitze, in denen VIPs und Spieler in den Fußballstadien komfortabel platziert um Sieg oder Niederlage fiebern. RECARO trifft man zehn Kilometer über Grund genauso an wie auf Höhe Null, wo Gamer auf einem eigens entwickelten Sitz ihrer rasanten Leidenschaft nachgehen. Die Marke RECARO ist breiter und differenzierter aufgestellt, als zunächst vermutet. „Es geht immer um das ergonomische Sitzen“, so Hartmut Schürg, Chief Brand & Design Officer der RECARO Holding. Und: „Die Marke RECARO ist rund um diesen Kern erweiterbar.“ Ein Kern, der auch von bestem Design und bester Qualität geformt wird.

Die Relevanz von Design

Tatsächlich ist Design direkt auf der Geschäftsleitungsebene der RECARO Holding verankert – in der Person von Hartmut Schürg, der zuvor 16 Jahre bei der Sparte RECARO Aircraft Seating aktiv war, zunächst als Industriedesigner und später als Entwicklungsleiter. Damit gehört RECARO zu den wenigen Unternehmen, bei denen die Gestaltung so weit oben in der Hierarchie thematisiert wird. Ist Hartmut Schürg also der Mastermind, dem alle RECARO Designer huldigen? Nicht wirklich: „Wir sorgen für den Gleichschritt im Design und für den offenen Austausch zwischen den Geschäftsfeldern.“ Und auch für die durchgängig hohe Designqualität, der zentralen „Markensubstanz“. In der Tat wird RECARO regelmäßig mit Designpreisen bedacht, unter anderem aufgrund des Zusammenspiels der beteiligten Disziplinen. „RECARO ist der einzige Hersteller von Flugzeugsitzen, dessen Marke einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist und dessen Logo auch immer wieder auf den Sitzen zu sehen ist“, erklärt Hartmut Schürg.

Ein Teil des RECARO Design Teams (von links nach rechts): Frank Beermann, Director Industrial Design RECARO Automotive Seating, Djunianto Ko, Head of Industrial Design RECARO Holding, Hartmut Schürg, Chief Brand & Design Officer RECARO Holding, Christine Bauer, ehemals Head of Industrial Design RECARO Child Safety, Oliver Forgatsch, Head of Ergonomics, Design & Prototyping, RECARO Aircraft Seating.

Guideline für Gestaltungsvielfalt

Die Grundlagen für das Industrial Design legt eine eigene Guideline. Die dort dokumentierten Design Essentials geben Orientierung in Sachen Ästhetik, Ergonomie, Funktionalität. „Es geht um Leitplanken für die Gestaltungsarbeit, nicht um die Fixierung von Radien“, sagt Designer Djunianto Ko. „Mit der Guideline können wir neue Mitarbeiter auf das gleiche Mindset bringen. Hier wird beschrieben, wie sich unser Design anfühlen soll“. „Denn“, ergänzt Oliver Forgatsch, „letztlich muss immer ein RECARO Produkt entstehen, das unserem Anspruch des Ingenious Design genügt.“ Oliver Forgatsch arbeitet als Chefdesigner, offiziell als Head of Ergonomics, Design & Prototyping für RECARO Aircraft Seating, während Djunianto Ko als Head of Industrial Design der Holding zugeordnet ist. Auch er stammt aus der RECARO Aircraft Seating Schmiede und arbeitet heute projektbezogen für die einzelnen Geschäftssparten. So entwarf er quasi als „Leihdesigner“ für die jüngst gegründete Gaming-Sparte den RECARO Gaming-Sitz. Auch das ist Programm: „Die Nähe der Holding zu den Sparten ist gewollt“, sagt Djunianto Ko.

Prozessoptimierung macht flexibel

„Die Holding ist für übergreifende Themen wichtig“, verweist Hartmut Schürg auf Treffen mit allen Designern der Marke, also auch mit den Designern der Lizenznehmer RECARO Automotive Seating und RECARO Kids. Diese Treffen dienen dem gemeinsamen Brand-Update und Erfahrungsaustauch. Die Herausforderungen, so Hartmut Schürg, bestehen darin, die Selbstständigkeit der jeweiligen Geschäftsfelder nicht einzuschränken und doch eine verbindende Ebene zu installieren: „Es geht um maximale Flexibilität bei maximaler Qualität.“ Und die Agilität, das Mantra jeder heutigen Unternehmung? Auch dafür sei die schlank gestrickte Holding förderlich, weil sie koordiniert, unterstützt und Neuentwicklungen anschiebe. „Agil sein, ist für uns nicht neu, wir mussten schon immer schnell auf Veränderungen reagieren“, wirft Oliver Forgatsch ein. „Einen Flugzeugsitz beispielsweise können Sie nicht einfach später ausliefern, der zeitliche Rahmen ist fix.“ Auch Design Thinking nutze man schon lange, habe es aber nie so bezeichnet. Routinier Forgatsch, seit 2001 bei RECARO Aircraft Seating, hält von den Buzzwords des Designs tatsächlich wenig, dafür umso mehr von umsetzbaren Ergebnissen. „Wir haben jahrelang Prozesse detailliert fortentwickelt, hinterfragt, verfeinert. Dabei ging es auch um eher designferne Aspekte wie die Kapazitätsplanung.“ Aber: „Der Zeitplan für die Entwicklung und Produktion ist die Dominante für alle Prozesse“, sagt Forgatsch. Hartmut Schürg ergänzt: „Deshalb ist es so wichtig, Designprozesse als selbstverständlichen Bestandteil der Unternehmensprozesse zu etablieren. So kann Design in allen Ebenen wirksam werden.“

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